Jetzt sind Sie am Drücker: Aufzüge und ihre Tücken Teil 3
Nimmt das denn nie ein Ende? Wie viele Tücken haben diese Aufzüge denn noch? Nun ja, das würde ich heute gerne von Ihnen wissen!
Das wird heute ein ungewöhnlich kurzer Mehrsinne Mittwoch. Ausnahmsweise sollen nämlich Sie erzählen und nicht ich. Wie geht es Ihnen mit Aufzügen? Stoßen Sie regelmäßig auf Probleme? Vielleicht sogar so große, dass Sie sich für die Treppen entscheiden oder überhaupt auf den Geschoßwechsel verzichten müssen? Oder kommen Sie im Großen und Ganzen eh gut zurecht und verstehen die Aufregung nicht ganz?
Grenzen wir die Frage ein
Selbstverständlich ist mir jegliche Erfahrung willkommen, von der Sie mir berichten können. Es gibt aber auch eine ganz konkrete Frage, bei der ich momentan ein wenig im Dunklen tappe: Wie sieht die perfekte Beschriftung der Knöpfe am und im Aufzug für Sie aus? Und für alle Fälle vielleicht noch die ergänzende Frage: Mit welcher Ausführung könnten Sie gerade noch leben, wenn es die perfekte nicht spielt?
Und so eine nennt sich Expertin?
Also erstens: Nein, eh nicht so gerne. Aber abgesehen davon: Eine gewisse Vorstellung davon, welche Probleme es gibt, habe ich natürlich schon. Und was in den Normen steht in der Hoffnung, diese Probleme zu vermeiden, weiß ich auch. Trotzdem, es tauchen immer wieder neue Fragen auf. Außerdem kann es nie schaden, hier und da zu überprüfen, ob das, was man zu wissen glaubt, auch wirklich stimmt, oder?
Was soll das mit dem „Drücker“?
Es geht also um die Knöpfe. Oder Taster. Dass sie einen Druckpunkt haben müssen, da sind wir uns ja spätestens seit der Touchscreen-Ausgabe von April einig. Auch, dass draufstehen muss, wozu sie da sind, sollte einleuchten. Dass das, was draufsteht, einen guten Kontrast haben muss, damit man es sieht, wollten zumindest manche bis vor Kurzem nicht so recht einsehen. Damit meine ich natürlich nicht Sie! Wo denken Sie hin?
Viel mehr Verständnis gibt es interessanterweise dafür, dass die Information auch tastbar sein muss. Genauer gesagt: Das Zeichen auf dem Knopf muss erhaben ausgeführt sein. Bei einem Aufzug ist das in den allermeisten Fällen eine Ziffer. Es kommen auch einzelne Großbuchstaben vor. Oder ein „Minus“ vor der Ziffer. Und dann gibt es noch bestimmte andere Symbole, die im Aufzug oft zum Einsatz kommen: zum Beispiel ein Pfeil nach oben oder unten bei der Ruftaste, zwei Pfeile nach rechts und links zum Offenhalten der Türe oder ein Glockensymbol bei der Notruftaste. Ach ja, und neuerdings gibt es dann auch noch das Rollstuhl-Symbol auf der Taste, die den Weltfrieden bringen soll – oder zumindest die Barrierefreiheit bei Aufzügen.
Ganz konkret gefragt
Und jetzt kommt der Punkt, bei dem sich die Geister scheiden: Reicht es aus, diese Zeilen mit gutem Kontrast und tastbar auszuführen, oder muss das Ganze auch in Braille-Schrift ausgeführt sein? Und wenn es das muss: Bleiben die erhabenen Zeichen für sehende Menschen mit und ohne Sehbehinderung gut lesbar, wenn unmittelbar darunter oder daneben ein Braille-Zeichen ist?
Ein Antwortversuch
Zur ersten Frage gibt es eine klare Meinung der Europäischen Blindenunion (EBU), die auch die Interessenvertretung blinder und sehbehinderter Menschen in Österreich vertritt: Ja, es braucht beides. Sowohl die sogenannte tastbare Normalschrift als auch die Braille-Schrift. Und zwar deshalb, weil es eben bei beiden Versionen Menschen gibt, die mit der jeweils anderen nichts anfangen können. Eine Ausnahme wird da übrigens bei der streng eingegrenzten Auswahl von Symbolen gemacht. Mit anderen Worten: Bei den Pfeilen und dem Glockensymbol fordert die EBU keine Übersetzung in Braille.
Zur zweiten Frage fällt mir auf Anhieb ein: Es wird ja erfreulicherweise in der Praxis schon oft so gelöst. Es gibt dies Knöpfe in Aufzügen mit einer gut sichtbaren und tastbaren Ziffer drauf und direkt darunter derselben Ziffer in Braille. Man kann es also technisch lösen. Und ich habe noch nie gehört, dass jemand bei dieser Lösung Probleme mit dem Lesen gehabt hätte – weder sehend noch tastend.
Aber an diesem Punkt denke ich mir: Hoppala! Ich möchte nämlich gar nicht wissen, wie oft ich mich schon aufgeregt habe, wenn jemand gesagt hat: „Es hat sich noch nie jemand beschwert, also gibt es wohl auch kein Problem.“
Wie sehen Sie das?
Und damit sind wir zurück beim Ausgangspunkt des heutigen Mehrsinne Mittwoch: Mit so einem Argument lasse ich mich selbst nicht abspeisen. Deshalb möchte ich auch andere nicht damit füttern. Ergibt das für Sie Sinn? Wenn ja, dann helfen Sie mir bitte mit Ihren Erfahrungswerten weiter! Schreiben Sie einfach ein paar Worte oder Zeilen an Doris Ossberger unter do@wortklaviatur.at – ich freue mich auf Ihre Meinung!