Aufgeputzt und durchgetaggt: Schnellcheck fürs PDF
„Check mal schnell“, ist leicht gesagt. Wenn Sie oft damit konfrontiert sind, sehen Sie Dokumenten ihre Barrieren wahrscheinlich an der Nasenspitze an. Aber ganz ehrlich: Haben Sie deshalb Lust, jeder auch noch so gut gemeinten Bitte um Überprüfung eines PDF die Zeit zu widmen, in der Sie beispielsweise die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings genießen könnten? Eben. Deshalb gibt es heute eine Anleitung für alle, die sich selbst ein Bild machen können wollen.
Informationen in digitale Dokumente zu verpacken, ist ein guter Weg, sie ziemlich vielen Menschen zugänglich zu machen. Dass diese Dokumente dafür barrierefrei sein müssen, ist hinlänglich bekannt – oder sollte es zumindest sein. Wie diese Barrierefreiheit ohne einschlägige Superkräfte hergestellt werden kann, erfahren Sie zum Beispiel im Infoblatt des BSVÖ. Auch, wenn man das Barrierefreiheits-Einmaleins gewissenhaftest beherzigt, gilt im Zweifelsfall dennoch: Selbstvertrauen ist gut, Selbstkontrolle ist besser. Und wie sieht es mit Dokumenten aus, die man gar nicht selbst erstellt hat? Wie lässt sich überprüfen, ob das Ergebnis kann, was es soll?
Offensichtliches ist offensichtlich
Der Fokus des Kopfzerbrechens liegt meist eher darauf, ob die Zugänglichkeit für Screenreader-Nutzer:innen gegeben ist. Eigentlich fängt die Barrierefreiheit eines Dokuments bereits mit dessen graphischer Gestaltung an. Mit anderen Worten: Wie ein Dokument aussieht, macht für seine Lesbarkeit schon sehr viel aus. Gibt es eine Gliederung mit Überschriften? Wie ist das Schriftbild – wurden leserliche Schriftzeichen ohne „Schnörksel“ gewählt, ist die Schrift groß genug und hat sie einen guten Kontrast zum Hintergrund? All das kann für die grobe Einschätzung getrost eine sehende Person mit einem ehrlich kritischen Blick beurteilen. Man braucht dazu kein besonderes Testwerkzeug.
Dasselbe gilt für verschiedene andere grundsätzliche Aspekte: Wie werden Farben eingesetzt? Ist das, was sie vermitteln, auch anders erkennbar? Werden Tabellen richtig verwendet? Gibt es Elemente, die für Screenreader-Nutzer:innen eventuell problematisch sein könnten – z.B. Fußnoten oder Inhalte in Kopf- und Fußzeile?
Screenreadertest ohne Screenreader
Das Arbeiten mit dem Screenreader braucht schon etwas Übung. Mehr noch: Man muss Routine in der Nutzung eines Screenreaders haben, um beurteilen zu können, wie gut etwas damit zugänglich ist. Ob die Voraussetzungen, die das Dokument dafür bieten muss, gegeben sind, kann man aber sogar ohne Screenreader oder weitere Hilfsmittel einschätzen. Das geht so:
Man öffnet das Dokument beispielsweise im Adobe Acrobat Reader. Hat es einen Dokumenttitel, so scheint dieser in der oberen Leiste auf. Als nächstes schaut man sich in der vertikalen Menüleiste am linken Bildschirmrand die Lesezeichen an. Findet man hier die Überschriften aller Ebenen und kann sie anwählen? Wenn ja, dann passt die Tag-Struktur. Nun markiert man den Text vom Anfang bis zum Ende. So kann man feststellen, ob alle Textteile in der richtigen Reihenfolge gelesen werden. Das ist dann der Fall, wenn die Markierung nirgends an eine falsche Stelle „springt“. Den markierten Text kopiert man, dann öffnet man ein Textverarbeitungsprogramm wie Word, OpenOffice Writer oder LibreOffice Writer oder auch einfach nur den Texteditor. Dort fügt man den Text ein und kontrolliert noch einmal, ob er auch da vollständig und in der richtigen Reihenfolge lesbar ist.
Zum Schluss überprüft man noch, ob alle Bilder sinnvolle Alternativtexte haben. Dazu bewegt man den Mauszeiger über jedes Bild und schaut, ob ein Text aufscheint. Diesen Text sollte man dann noch kritisch hinterfragen: Liefert die Bildbeschreibung den Leser:innen, die das Bild nicht sehen, die Informationen, für die es im jeweiligen Zusammenhang eingesetzt wurde?
Screenreadertest mit Screenreader
Wenn man möchte, kann man sich auch ohne Erfahrung mit Screenreader-Programmen, einen ganz groben Eindruck verschaffen, wie sich das Dokument für Screenreader-Nutzer:innen anhört. Dafür installiert man am besten den kostenlosen Screenreader namens NVDA auf dem Computer und schaltet ihn ein. Das geht ganz einfach mit der Tastenkombination Strg+Alt+N.
Daran, ob die Aussprache zur Sprache passt, in der der Text geschrieben ist, merkt man schnell, ob die Sprache im Dokument richtig eingestellt ist. Ist sie das nicht, ist das Vorgelesene oft kaum verständlich. Zum Testen der Navigation bewegt man sich nun mit den Tasten H bzw. Umschalt+H von Überschrift zu Überschrift. Dann kann man probieren, mit den Tasten TAB bzw. Umschalt+TAB zu Links im Dokument zu gelangen.
Schnell gecheckt ist halb gewonnen
Ein Schnellcheck ist ein Schnellcheck – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wenn er zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führt, heißt das nicht, dass man es auf jeden Fall mit einem super barrierefreien Dokument zu tun hat, an dem es nichts auszusetzen gibt. Im Zweifelsfall ersetzt er auch nicht eine Überprüfung durch eine Person, die sich wirklich gut mit den Details auskennt. Und dennoch: Es ist die Mühe wert. Erstens kann man damit sicherstellen, dass das Dokument, mit dem man seine Leser:innen beglückt, zumindest im Großen und Ganzen angenehm und effizient lesbar ist. Zweitens sorgt man dafür, dass sich eine Person, der man das Dokument eventuell doch zur genaueren Überprüfung gibt, nicht über Fehler ärgern muss, die man auch selbst hätten korrigieren können. Der Hund liegt nach einem Selbstcheck also mit hoher Wahrscheinlichkeit nur mehr in Details, die für niemanden eine unüberwindbare Hürde darstellen.
Da war doch noch was
Ist Ihnen aufgefallen, was unser kleiner Barriere-Check gar nicht enthält? Genau, den Inhalt! Natürlich ist das technisch zugänglichste Dokument nicht barrierefrei, wenn das, was drin steht, schwer zu verstehen ist. So wichtig dieser Aspekt ist, so umfassend ist er. Bei unserem Schnellcheck beschränken wir uns deshalb bewusst auf die technischen Voraussetzungen. Wenn Sie möglichst viele Leser:innen erreichen wollen, sollten Sie auf dieser Basis natürlich auch auf gut verständliche Texte achten!
Kontakt
Sie erreichen Doris Ossberger, die Autorin dieses Beitrags, per E-Mail unter do@wortklaviatur.at