Ungefähr punktgenau: Unterschreiben mit der Handy-Signatur
Hurra, es funktioniert wieder! Was? Sie können PDF-Dokumente unterzeichnen. Ohne Papier. Ohne Stift. Ohne Maus. Ohne etwas zu sehen auch? Jein. Warum nicht „ja“? Das erfahren Sie, wenn Sie weiterlesen.
Der BSVÖ hat schon im Mai berichtet: Nach den Verschlechterungen Ende letzten Jahres können Sie ein PDF Dokument mit der Handy-Signatur nun auch wieder sichtbar unterschreiben, wenn Sie den Computer nur mit der Tastatur bedienen. Das ist erfreulich. Weniger erfreulich ist: Wenn Sie blind sind, können Sie nur die unsichtbare Version der elektronischen Unterschrift nutzen. Die ist zwar genauso rechtsgültig. In der Praxis erweckt eine sichtbare Unterschrift dennoch mehr Vertrauen beim Gegenüber.
Was funktioniert?
Für das Problem mit der sichtbaren Unterschrift durch nicht sehende Personen gibt es sinnvolle Ansätze, die aber noch nicht verlässlich funktionieren. Doch dazu später. Schauen wir uns zuerst einmal an, was schon gut geht.
Die Anwendung, um ein PDF Dokument mit der Handy-Signatur zu unterschreiben, finden Sie unter diesem Link: https://www.a-trust.at/pdfsign. Sie haben die Wahl zwischen einer Unterschrift ohne und mit Bildmarke. Die Bildmarke ist eine Grafik, auf der unter anderem Ihr Name und der Zeitpunkt der Unterschrift zu lesen sind. Wie gesagt, die elektronische Unterschrift ist auch ohne diese Bildmarke rechtsgültig. Trotzdem hat die Bildmarke den Vorteil, dass man auf den ersten Blick sieht, dass es sich um ein unterschriebenes Dokument handelt.
Wie funktioniert das Unterschreiben? Im Digitalen Dienstag von November 2022 haben wir das schon genau erklärt. Die Bedienung ist einfach und selbsterklärend.
Bedienen Sie den Computer sehend statt mit Maus oder Touchpad mit der Tastatur? Dann können Sie die Bildmarke mit der Tastatur an eine gewünschte Stelle setzen. Das geht so: Bringen Sie mit TAB den Tastaturfokus auf die Bildmarke rechts am Bildschirm. Drücken Sie nun eine der Pfeiltasten. Die Bildmarke erscheint im linken oberen Eck des Dokuments. Von dort aus können Sie sie mit den Pfeiltasten verschieben.
Aber etwas ist anders, als wir es im November beschrieben haben: Wenn Sie einen Screenreader nutzen, haben Sie keinen Zugang zur Option „Unterschreiben mit Bildmarke“. Sie können die Bildmarke nicht automatisch platzieren lassen. Nicht einmal die linke obere Ecke, wo sie zu Beginn der Positionierung mit der Tastatur automatisch landet, können Sie ihr zuweisen. Die tastaturgesteuerte Positionierung funktioniert nämlich nur ohne Screenreader. Und genau das ist der Punkt, der uns unzufrieden macht: Die Anwendung gibt blinden Menschen keine Möglichkeit, mit Bildmarke zu unterschreiben.
Wo hakt es noch?
Nun muss man zugeben: So ganz befriedigend war die Möglichkeit, die Unterschrift einfach irgendwo oder in einer der vier Ecken zu platzieren, sowieso nicht. Es würde auch normalerweise niemand auf die Idee kommen, ein Dokument in der linken oberen Ecke zu unterschreiben. Deshalb gibt es auf www.bürgerkarte.at zusätzlich zu der Anwendung, die A-Trust betreibt, eine Auswahl von Möglichkeiten, mit denen man die Position der Unterschrift barrierefrei festlegen kann. Besser gesagt: können sollte.
Warum nicht „kann“? Ganz einfach: Die Lösungswege sind nicht schlecht, aber sie funktionieren technisch noch nicht so recht. Eigentlich hatten Dr. Susanne Buchner-Sabathy und ich sie ausprobiert, um Ihnen die Möglichkeiten etwas genauer zu beschreiben. Dabei ist uns aufgefallen: Ausgerechnet die Methode, die uns am besten gefallen hat, funktioniert nicht. Getestet haben wir übrigens mit dem Screenreader NVDA unter Windows 11.
So wollten wir das nicht stehen lassen. Deshalb haben wir das österreichische Zentrum für sichere Informationstechnologie, kurz A-SIT, kontaktiert. Das A-SIT entwickelt nämlich diese Lösungen in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Finanzen. Erfreulicherweise hat man sich dort bemüht, das Problem rasch zu beheben. Und wirklich: Das Problem, das wir gemeldet haben, gibt es jetzt nicht mehr. Aber: Die restlichen Methoden funktionieren seither nicht mehr oder zumindest nicht verlässlich.
Worauf dürfen wir hoffen?
Wie gesagt, eigentlich wollten wir Sie mit Infos darüber, wie Sie ein PDF-Dokument mit der Handy-Signatur barrierefrei und sichtbar unterschreiben können, in den Sommer schicken. Das spielt es jetzt leider nicht. Wir sind aber vorsichtig optimistisch und laden Sie ein, sich uns dabei anzuschließen: Das A-SIT ist weiterhin sehr bemüht, die technischen Probleme zu lösen. Wenn alles gut geht, funktioniert die barrierefreie Positionierung der Bildmarke bald tatsächlich. Und sobald es soweit ist, versorgen wir Sie mit nützlichen Infos dazu. Dann erfahren Sie auch, welche Methode uns so gut gefallen hat und warum!
Kontakt
Dem Digitalen Dienstag gönnen wir im Juli und August eine Sommerpause. Trotzdem sind Ihre Fragen und sonstigen Rückmeldungen an Doris Ossberger unter do@wortklaviatur.at wie immer herzlich willkommen!